
Interview mit
Von Eddie am 26. Januar 2021
Man braucht es sich nicht schönreden: Das Jahr 2020 war ein beschissenes für Veranstalter und Konzerte allgemein. Dennoch fanden im Sommer in Fürth gleich acht Konzerte im Rahmen von coronagerechten Open-Airs der Veranstaltungsreihe “Sommer am Lindenhain” statt, die von con-action organisiert wurden. Heute haben wir Sabine, die Hauptverantwortliche, zum Interview eingeladen, um ein wenig über diesen vergangenen Sommer zu sprechen.
Hallo Sabine! Wir freuen uns, dass Du uns heute im Interview Rede und Antwort stehst.
- Fangen wir doch gleich an: Kopf und Kragen, Lindenhain, Zett9 und E-LAN. Kurz und knapp: Wie hängt denn das alles zusammen?
Oh weh, gleich so viele Fragen auf einmal. 😉 Ich versuche das mal so kurz und knapp wie möglich zu erklären:
Das Kopf und Kragen und das Zett9 sind beides jugendkulturelle Einrichtungen der Jugendarbeit der Stadt Fürth mit unterschiedlichen Schwerpunkten und voneinander unabhängig, d.h. es arbeiten unterschiedliche Leute dort, die unterschiedliche Konzeptionen haben. Die Gemeinsamkeit ist, dass beide im selben Haus, dem Jugendkulturzentrum OTTO, Ecke Theresienstraße und Ottostraße in Fürth, beheimatet sind.
Das Kopf und Kragen wird vom Jugendkultur Management con-action betrieben, das aus mir besteht. Alle meine Mitarbeiter*innen sind entweder freiberuflich tätig oder Honorarkräfte.
Das Lindenhain ist der alte, stadtbekannte Name des Außengeländes des Kinder- und Jugendhauses Catch-Up und der Beschäftigungsgesellschaft Elan. Dort mieten wir uns normalerweise ein, um das Open Air am Lindenhain und die Junge Kulturbühne im Rahmen des Fürth Festivals zu veranstalten. Heuer haben wir uns dort für drei Monate eingemietet, um mit dem Sommer am Lindenhain wenigstens ein bisschen Festivalfeeling in dieses trostlose Jahr zu bringen.
- Was für einen Aufwand stellt eine Show im Rahmen Eurer Open-Air-Reihe im Lindenhain dar? Sind die Veranstaltungen überhaupt kostendeckend?
Der Aufwand der “Sommer am Lindenhain“-Reihe heuer war extrem. Für jede Show war er ungefähr zehn Mal so hoch, wie für eine entsprechende Show im Club – für die gleiche zugelassene Menge an Personen wie im Club. Also zwar weniger Arbeit als für das Open Air, aber näher an dem als an einer Clubshow.

Credits: Arne Marenda
So als Beispiel:
Bei einer Clubshow kommt als Erstes der Caterer gegen 14.00 Uhr, damit die Bands was zu essen haben. Um 17.00 Uhr kommt die Abendleitung und sperrt dem Techniker und den Bands auf, gegen 19.00 Uhr beide Thekenkräfte. Um 20.00 Uhr gehen die Türen auf, um 01.00 Uhr ist es spätestens vorbei und um 02.00 Uhr bist du fertig. Beim “Sommer am Lindenhain” haben jedes Mal acht Leute um 11.00 Uhr angefangen, weil ja alles, bis auf die Bühne, erst einmal wieder aufgebaut werden muss und gegen 00.30 Uhr war dann alles wieder verstaut und abgebaut.
Kostendeckend war das natürlich Null. Wir konnten das auch nur machen, weil wir vom letzten Jahr Rücklagen hatten, die normalerweise für das “Open Air am Lindenhain” und unsere Bühne beim Fürth Festival verwendet werden und wir von der Stadt noch einen Zuschuss von 10.000 € zugesichert bekommen haben.
Ich glaube, keine*r in der Branche hat heuer auch nur einen Cent verdient, wenn er oder sie was veranstaltet hat.
- Das Thema Kulturförderung wird vor allem in Zeiten von Corona heftig diskutiert, bist Du damit zufrieden gewesen wie Ihr seit März unterstützt wurdet und was würdest Du Dir von der Politik für die Kulturszene wünschen?
Da wir ja eine städtische Einrichtung sind, sind wir natürlich aus der ganzen Kulturförderung völlig rausgefallen. Dafür muss zumindest ich mir keine Sorgen darum machen, ob ich auch morgen noch Geld bekomme. Das ist für mich natürlich ein großer Vorteil. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass es von den Kommunen mehr finanzielle Unterstützung für Veranstalter*innen gibt, die es in derartigen Zeiten wagen, etwas auf die Beine zu stellen, denn auch die Städte und Gemeinden profitieren natürlich davon, wenn auch in diesen Zeiten etwas mit sicherem Hygienekonzept geboten wird und nicht alles in die Illegalität abwandert, wie es diesen Sommer ja an vielen Orten geschehen ist.
- Wie geht es denn bei Euch mit Veranstaltungen in 2021 weiter, habt Ihr irgendetwas in Richtung Indoor-Konzerten in Planung oder macht Ihr erst dann wieder mit Open Airs weiter, sofern sich nichts an der Situation ändert?
Das ist eine gute und sehr frustrierende Frage. Eigentlich hatten wir schon ab November 2020 im Kopf und Kragen kleine Veranstaltungen mit Hygienekonzept für 20 Personen geplant, aus denen ja aus bekannten Gründen nichts wurde. Im Moment hoffe ich darauf, dass diese zumindest ab März wieder möglich sind. Für den Sommer 2021 plane ich natürlich wieder Open Air-Konzerte, allerdings muss ich dafür erst einmal Gelder akquirieren, denn mit meinem regulären Etat ist das einfach unmöglich zu stemmen.
- Weg von Corona, zurück zur Musik: Der Fokus Eurer Bandauswahl für die Open Airs liegt hauptsächlich im Bereich Punk und Ska, aber auch zwei unserer Schepperbands NEEDLE und BRLABL gaben sich bei Euch am 10.10.2020 die Ehre. Wer bestimmt denn bei Euch im Team, welche Musik/Bands Ihr spielen lassen wollt und seid Ihr Euch da immer einig?
Also in regulären Jahren ist die Auswahl der Genres beim “Open Air am Lindenhain” gesetzt, weil sich das einfach etabliert hat und Jahr für Jahr viele Leute anzieht.
Für den “Sommer am Lindenhain” haben sich mein Kernteam und ich andere Kriterien ausgedacht. Unser Fokus lag darauf, vor allem den Bands eine Bühne zu bieten, die heuer eigentlich bei uns im Club gespielt hätten und deren bereits geplante Gigs Corona zum Opfer gefallen sind. Ein weiteres Kriterium war, dass möglichst viele verschiedene Genres am Lindenhain Platz finden. Deswegen gab es ja sonntags auch immer noch Theater und einen Familientag mit Clownereien, Jonglage, ein bisschen Feuer und Musik.

Credits: Arne Marenda
- Das Kopf und Kragen ist Gastgeber für größere, teils sogar internationale Bands, aber auch eine beliebte Location für die lokale Szene. Was denkst Du denn über die Undergroundszene? Hat sich diese in den letzten Jahren in Deinen Augen verändert?
Das kommt darauf an, was man betrachtet. Wir als Veranstalter können ja die Undergroundszenen gar nicht so genau betrachten, abgesehen von denen, in deren Gefilden wir privat selbst rumturnen, was bei jedem Kernteammitglied völlig unterschiedlich ist. Wir sind ja darauf angewiesen, dass Bands bei uns spielen, die zumindest so viel Publikum ziehen, dass wir nicht mit einem fetten Minus aus der Veranstaltung rausgehen, das ist natürlich per se schon oft ein Widerspruch zum wirklichen Underground. 😉
Ich mache den Job bei con-action jetzt über 19 Jahre und hab das alles von Null aufgebaut – von daher kann ich nur sagen, dass sich die Musiklandschaft in dieser Zeit erheblich verändert hat. Vor 19 Jahren war alles in Richtung Metal z.B. ein absolutes Draufzahlgeschäft, da kam fast niemand, dafür waren HipHop-Jams ein wirklich großes Ding – jetzt ist es genau umgekehrt. Zwischendrin war mal Hardcore bei jungen Leuten voll das Ding, inzwischen kommen bei Hardcore-Konzerten eher die alten Hasen. Es ist eigentlich alles ständig im Wandel.
- Beim letzten “Ay Allda, mach lauder“-Open-Air im Rahmen des Fürth Festivals 2019 hattet Ihr Gebärdensprachdolmetscher*innen aus dem “Die mit den Händen tanzen“-Team mit an Bord, um die Musik und Texte der Bands in Gebärdensprache zu übersetzen. Wie war die Resonanz darauf und sollte ein*e Dolmetscher*in standardmäßig bei jedem Konzert dabei sein?
Ich fände das gut und wichtig, wenn es das bei jedem Konzert gäbe! Es gibt ja inzwischen auch die “Initiative barrierefrei feiern“, die sich für jede Art von Barrierefreiheit bei Veranstaltungen einsetzt. Da gehören Gebärdensprachdolmetscher*innen natürlich auch dazu. Für mich ist das leider nur sehr begrenzt möglich, schlicht und einfach, weil ich es mir nicht leisten kann. Gebärdensprachdolmetscher*innen kosten (zurecht) eine Menge Geld, das ich so einfach nicht habe.
- Was war die verrückteste Geschichte, die Du bei einer Band bei Euch erlebt hast?
Da fällt mir eigentlich nicht wirklich was ein. Die wirklich irren Sachen hab ich eher erlebt, als ich noch als Caterer für die großen Bands beim Concertbüro Franken gearbeitet habe. 😀
Hier ist es eher so, dass sich zwischen einigen Bands und uns wirklich über die Zeit richtige Freundschaften entwickelt haben und viele Gigs daher wie ein Familientreffen sind.
- Vielen Dank für das informative Interview! Möchtest Du noch noch etwas loswerden, das Dir auf der Seele brennt?
Ich hoffe nur für uns alle, dass wir ab Herbst 2021 wieder normal arbeiten können. Alles andere wäre wohl sehr illusionär.

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