
Scheppertalk mit
Von Ecki am 5. Mai 2020
Sandy ist vielleicht nicht als Musiker im Metallbereich namhaft, sein Gesicht dürfte jedoch vielen bekannt vorkommen, die schon einmal auf einem Konzert der fränkischen Spaßrocker J.B.O. waren. Dort hampelt er nämlich gerne mal als Animationsschlampe in bunten Kostümen über die Bühne oder gibt sein Bestes als Backgroundsänger mit goldener Kehle. Auch auf unserer Scheppercore-Bühne war er bereits präsent. Was er schon so alles erlebt hat, ob Wacken das nächste Scheppercore wird und welches Lied er am liebsten unter der Dusche vor sich hin trällert erfahrt Ihr hier!
Grüß Dich Sandy!
- Bitte erzähl doch kurz etwas über Dich. Wer bist Du, wo kommst Du her, was machst Du so und warum hast Du es nicht einfach gelassen?
Aber gerne doch. Ich wurde Anfang der 80er in Buxtehude auf diese Welt gepupst, ohne gefragt zu werden (wie die Meisten vermutlich). Nun bin ich halt da und versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten das Beste daraus zu machen. Ich habe vieles ausprobiert, vieles davon sogar recht erfolglos, und das am wenigsten Erfolglose mache ich derzeit am häufigsten.
- Du bist ja Animations-Schlampe bei J.B.O., Ballermann-Schlagerstar, Labertasche im Turm der Sinne, Schönling vom Dienst im Kunst-Kultur-Quartier, Radiomoderator, Kinderliedermacher… Hab ich was vergessen? Wie bist Du in diese “brotlose” Kunst hineingerutscht und was reizt Dich so dabei? Gelernt hast Du ja was “Bodenständiges”.
Du hast meine glorreiche Laufbahn als Spaßbarde gekonnt ignoriert. Das liegt allerdings auch schon über zehn Jahre zurück. Ansonsten sind nicht alle meine Tätigkeitsfelder unbedingt Kunst, aber auf jeden Fall brotlos. Als ich mit meiner Ausbildung anfing, hatte ich unglaubliche Schwierigkeiten in Nürnberg Anschluss zu finden. Die ersten zwei Jahre waren scheußlich. Ich besuchte öfters eine Musikkneipe. Da gab’s einmal die Woche eine „offene Bühne“. Ich fand ALLES was sich da hingestellt hat GRAUENVOLL. Also dachte ich mir, Schlimmeres kann ich auch nicht abliefern. Gesagt, getan. Nach einem Versuch wurde ich vom Wirt gefragt, ob ich wiederkommen möchte. Danach hat er gefragt, ob ich mal einen ganzen Abend spielen könnte. Dann kamen Tipps, wo ich noch spielen sollte. Der Rest ist Geschichte. Und auf einmal kannte ich Leute.
- Was hat Dich nach Nürnberg gezogen und was gefällt Dir hier so besonders, dass Du bleibst? Die meisten Künstler zieht es ja eher nach Köln, Hamburg oder Berlin.
Buxtehude wird ja eher als Scherz-Ortschaft wahrgenommen. Da bleibt man aus Prinzip nicht. Also bin ich vor ca. 16 Jahren wegen einer Ausbildung in Nürnberg gestrandet. Ich habe ganz brav Buchhändler gelernt und bin somit der erste singende Buchhändler seit Christina Stürmer. Nach meinem Abschluss bin ich nur noch kurz diesem Beruf treu geblieben. Die Bühne hat gerufen. Ich war in meinen Anfängen viel in Kneipen- und Kleinkunstbühnen unterwegs, wurde herumgereicht, empfohlen und ZACK stand ich allein mit meiner Klampfe in diversen Comedy Mixed-Shows. Ich erinnere mich noch gut an eine kleine Comedy-Lounge-Tour mit Thorsten Bär. Dann war ich paar Mal zu Gast auf Comedy-Abenden mit Matuschke von Bayern 3. Dort lernte ich dann so Leute wie Vicki Vomit, Florian Simbeck und Matthias Egersdörfer kennen. Es war eine tolle Zeit, die ich ein bisschen vermisse. Mein erster, größerer Slot war im ROXY Ulm. 400 Zuschauer und der kleine Sandy, der gerade mal drei Akkorde beherrschte und ein paar miese Witze auf Lager hatte. Aber irgendwie hat es – trotz desaströsem Lampenfieber – funktioniert. 2011 haben dann J.B.O. angerufen. Die haben jemand Dummen gesucht, der sich gerne in pinke Affenkostüme wirft. Kann man so ein verlockendes Angebot ausschlagen?
Da ich zu diesem Zeitpunkt sehr unzufrieden mit meinem letzten Arbeitgeber war, habe ich folglich einfach hingeschmissen und es riskiert, mich als Freiberufler und Kleinkünstler durchzuboxen. Mit Ach und Krach funktioniert das immerhin schon fast 10 Jahre. Dass ich immer noch in Nürnberg wohnhaft bin, ist trotzdem eher dem Zufall geschuldet. Es gab schon ein paar Momente wo ich dachte, die Reise geht jetzt woanders hin. Doch es sollte nicht sein. Aber wer weiß, bin schließlich noch blutjung.
- Kommen wir mal zur regionalen Szene und zu Scheppercore. Du hast ja nun auch schon das ein oder andere Mal auf der Bühne moderiert. Wie kam es dazu und wie waren Deine Eindrücke von unseren Shows?
Wenn ich mich recht entsinne, habe ich für Scheppercore drei Mal in Nürnberg moderiert. Ich wurde quasi gezwungen – mit Geld! Da hat jemand aus dem Schepperteam angeklopft, irgend so ‘ne Type, der sich als Cartoonist ausgibt. Ich glaube, der ist in seiner Branche ungefähr so erfolgreich wie ich in meiner. An die Eindrücke muss ich mich erstmal wieder erinnern. Es war vermutlich etwas viel Bier mit im Spiel. Bier und Scheppersalat (Gruß an Siffi). Besonders gut ist mir die letzte Dezember-Show in Erinnerung geblieben. Davor habe ich die Scheppercore ja noch im Quibble erlebt. Der Z-Bau ist allerdings genau der richtige Laden für so ein Event. Da kommt gleich eine andere Stimmung rüber. Ganz klar eine Verbesserung.
- Wie gefällt Dir unsere lokale Musikszene und was könnte vielleicht noch besser werden?
Ich finde dieser Ecki sollte auf jeder Metal-Veranstaltung als Tod in Erscheinung treten. Dann muss er nämlich Schweigen. Das gefällt mir! Ansonsten wird Nürnberg generell etwas unterschätzt. Nürnberg ist ja nicht gerade Berlin. Trotzdem haben wir eine Konzertlandschaft und eine Subkultur, die mich immer wieder erstaunt. Da verliere ich gerne mal den Überblick und lerne ständig neue Leute und Gruppierungen kennen.
- Aus Erfahrung weiß ich, dass Du sehr talentiert bist was Wortspiele und Wechselstabenverbuchseleien angeht. Jetzt ist Deine Chance gekommen, die Welt zu retten:
Wenn die Ausgangssperre vorbei ist, haben wir lauter liebesbedürftige Mädchen auf der Straße. Hier DER Anmachspruch für Dich:
„Hey, hast Du Bock auf ‘nen Cocktail? Würde Dich auf einen Ejakulada einladen.“
- Dank Deiner Auftritte mit J.B.O. konntest Du ja auch schon Festivalluft von den ganz Großen schnuppern, wie z.B. Wacken oder Summer Breeze oder auch schon größere Touren bespielen. Wie ist das so? Was unterscheidet diese großen Gigs von den kleineren und regionalen Festivals und Shows und was bevorzugst Du dann eher?
Uff, da sind die Unterschiede manchmal marginaler, als man meinen möchte. Die letzte Scheppercore im Dezember habe ich bezüglich Organisation sehr positiv in Erinnerung. Von der Begrüßung über Catering, Räumlichkeiten, Einweisung etc. Das ist nicht überall so. Manchmal landet man in Kleinkleckersdorf, weil ein Burschenverein „zum ersten Mal“ eine Festlichkeit (ausgelegt z.B. für ca. 1500 Gäste) veranstaltet. Wenn man dort mittags aufschlägt, ist schon mal keiner der Stagehands nüchtern. Den Ansprechpartner muss man suchen, Catering und Garderoben Fehlanzeige. Das schreit nach einem Job für Superman! Äh, ich meine unseren Tourleiter. Große Festivals können unglaublich stressig sein. Ich erinnere mich an das vorletzte Summer Breeze. Mit Drehbühne! Für das Publikum bestimmt ein beeindruckendes Erlebnis. Was Aufbau und Change Over anging einfach nur furchtbar hektisch und unübersichtlich. Von der eigentlichen, knapp einstündigen Performance habe ich nicht viel mitbekommen. Hab drei Kreuze gemacht als alles vorbei und der Truck wieder beladen war. Eine Clubtour finde ich immer toll. 12 Städte in fünf Wochen oder so. Backstage München zum Beispiel: mittags ist man am Venue angelangt, erstmal Käffchen und paar Schnittchen, dann wird entspannt aufgebaut. Nachmittags steht der Soundcheck an, anschließend Abendessen. Und bisschen rumdösen, vielleicht nochmal hinlegen. Um 21 Uhr heißt es dann Showtime und los. Zweieinhalb Stunden Vollgas! Ein Konzert, das man voll und ganz auf sich wirken lassen kann. Danach abbauen und um spätestens zwei Uhr ist man im Hotel und genießt sein wohlverdientes Feierabend-Bierchen. Ja, so mag ich es tatsächlich am liebsten.
- Als freiberuflicher Kleinkünstler trifft Dich die aktuelle Lage COVID-19 bestimmt enorm stark. Wie gehst Du zurzeit mit diesem Thema um und wie schlimm ist es aus Deiner Sicht, was die Kunst im Allgemeinen und die Künstler im Speziellen angeht?
Ich mag schon gar nicht mehr jammern. Es trifft so viele in meinem Umfeld. In den Medien werden die Künstler ja regelrecht unter den Teppich gekehrt. Was sollen denn erst die Menschen sagen, die uns auf der Bühne toll aussehen lassen? Lichtler, Monitor, FOH-Mischer? Alles Freiberufler und Solo-Selbstständige, die jetzt monatelang nicht arbeiten dürfen. Und gerade bei diesen Leuten greifen die Soforthilfen nicht. Ich versuche aktuell nur von Woche zu Woche zu denken, aber mich quält schon ein gewisses Unbehagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ab September die Konzertlandschaft einfach wieder hochgefahren wird. Wir sind von einem Impfstoff noch weit entfernt. Eine weitere Welle und somit ein erneuter Lockdown lassen sich nicht ausschließen. Und wir sind die Letzten, die wieder ran dürfen. Ich habe die leise Hoffnung, dass der Durst und das Verlangen nach Konzerten/Entertainment bei den Menschen so groß sind, dass nach dieser Saure-Gurken-Zeit die Branche wie Phoenix aus der Asche steigt. Die Frage ist, wer von den Veranstaltern, Künstlern und Solo-Selbstständigen noch wieder aufstehen kann…
- Nun eine schnelle Runde zur Auflockerung:
- Singst Du unter der Dusche und was?
Den Penis-Song von Monty Python
- Dein Hasslied Nr. 1?
“Bimber Bumber Dödel Dei” (die Band verrate ich nicht)
- Sammelst Du irgendwas?
Meine Wohnung sieht aus wie eine Videothek. Noch Fragen?
- Ein Lebensmittel, vor dem Du Dich ekelst:
Alkoholfreies Bier.
- Ein Lebensmittel, von dem Du nicht genug kriegen kannst:
Chicken Wings.
- Ergänze bitte:
- Nichts ist schlimmer als…
Leute, die ich nicht leiden kann und trotzdem morgens auf Instagram als erstes sehe…
- Der schönste Tag in meinem Leben war…
Da muss ich kurz ausholen. Ich bin von Kindesbeinen an ein riesiger Torfrock-Fan („Werner – Beinhart“ kennt wohl jeder). Die beiden Masterminds sind ja auch die Sprecher von Werner und Präsi. Nun, ich durfte Klaus und Raymond auf dem Baltic Open Air kennenlernen, denn TORFROCK spielten direkt vor uns. Hallo sagen dürfen, die Hand schütteln, Fotos machen. Das war eigentlich entzückend genug. Aber über Facebook blieb der Kontakt irgendwie bestehen. Ich blödel mit Klaus gerne herum. Wir sind große Dichter und unser Humor geht mächtig in die Tiefe. Irgendwann kam die Ansage: Wenn ich wieder auf ein Torfrock-Konzert gehe, solle ich mich doch gefälligst Backstage blicken lassen. Und so war es dann auch. Nach einer Show in Bremen durfte ich einfach ins Hinterzimmer und mit den Jungs genüsslich ‘ne Stunde Biernieren und Quatschen. Irgendwie unwirklich, wenn man die Herrschaften schon als Achtjähriger aus der Glotze kannte. Sowas erlebt man nicht oft.
- Mein morgendliches Ritual besteht aus…
Das Verlassen des Bettes möglichst lange hinauszuzögern oder es sogar zu verhindern. Schade, dass der Erfinder des Bettes nie berühmt geworden ist.
- Du darfst einen Monat lang nur einen Künstler anhören. Wer wäre das?
Da muss wohl die „Erste Allgemeine Verunsicherung“ für herhalten. In 40 Jahren Karriere hat sich einiges an Material angehäuft. Auch in Liedern, die ich in- und auswendig kenne, entdecke ich noch neue Details.
- Was ist Deine größte Macke?
Da habe ich eigentlich zwei.
Erstens: ich bin unglaublich sauber, ordentlich und reinlich daheim. Ein Glück muss niemand mit mir zusammenwohnen.
Zweitens: Eigentlich wurde es oben schon erwähnt. Ich neige dazu mit fragwürdigem „Humor“ und unangebrachten Wortspielen meine Mitmenschen in den Wahnsinn zu treiben.
- Hast Du irgendwelche Tipps für alle da draußen, die auch gerne Kleinkünstler werden möchten?
Hallo Kinder, Onkel Sandy hat Euch was Wichtiges mitzuteilen: Kauft bitte keine Drogen… werdet Popstars, dann kriegt Ihr das Zeug nachgeschmissen!
Nun denn. Sandy, ich bedanke mich sehr herzlich bei Dir für Deine aufgebrachte Zeit, das interessante Interview und die unterhaltsamen Antworten. Zum Schluss darfst Du hier nun endlich das loswerden, was dein Herz bewegt!
Nichts zu danken. Freut Euch schon auf mein nächstes Projekt! Ich veröffentliche ein Album mit Anfeuerungsmusik für Sportmannschaften. Es enthält ausschließlich Cheerlieder. <3
BLEIBT GEFÄLLIGST GESUND!

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Scheppertalk, Kreativkopf, Moderation, Allrounder
Ecki wurde dank seiner künstlerischen Ader bereits Ende 2017 festes Mitglied bei Scheppercore. Vor allem Artwork und Shirtdesign waren seine ersten Beiträge für die Konzertreihe. Mittlerweile betreut er außerdem Bands vor Ort und moderiert sämtliche Shows. Zusammen mit Jonas und Luke rief er vor einigen Monaten das neue YouTube-Format “Scheppertalk” ins Leben. Hauptberuflich geht er voll und ganz als Bierbrauer auf. #abgeliefert
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