
Scheppertalk mit
INTERVIEW MIT NEEDLE
Seit einigen Jahren schon sind die Punks NEEDLE keine Unbekannten mehr in der regionalen Undergroundszene. Die fünf Jungs aus Nürnberg sorgen für eine Eskalationsgarantie, die sowohl vor als auch auf der Bühne ihresgleichen sucht. Das aktuelle Album nennt sich „Purest Essence“ und erschien 2019.
- NEEDLE in drei Sätzen. Beschreibt Euch doch mal kurz und knackig:
Wir sind NEEDLE aus Nürnberg und prügeln uns seit 2015 mit hartem, aggressiven Groove Metal mit einer ordentlichen Portion Oldschool-Charme durch die Undergroundszene. In den letzten beiden Jahren haben wir 30 Konzerte gespielt, unter anderem Auftritte auf kleineren Open Airs und Festivals wie dem „To Hell and Back“ oder dem „Hoffest“. Darüber hinaus haben wir im Januar 2019 unser Debütalbum „Purest Essence“ herausgebracht.
- Ihr seid ja alle ambitionierte “Hobbymusiker”. Womit verdient Ihr eigentlich hauptsächlich so Euer Brot und wie seid Ihr zur Musikmacherei gekommen?
Eddie, unser Sänger und jüngstes Mitglied, genießt im Moment noch sein Studentenleben im Bereich Bauingenieurwesen und kam durch einen glücklichen Zufall in die Band. Er hatte vorher nichts mit Musik machen am Hut. Bei Uli, unserem fränkischen Jesus (er macht aus Wasser Bier – geil, oder?) und Frank (Verfahrensmechaniker) waren die Eltern die treibende Kraft. Ulis Vater durfte nie Schlagzeug lernen und wollte, dass sein Sohn nicht das gleiche Schicksal erleidet und bei Frank hat die Mutter schon früh darauf geachtet, ihm und seinen Geschwistern Musik näher zu bringen. Zu unserem Glück ist er allerdings schon vor langer Zeit von Trompete auf Gitarre umgestiegen. Uwe arbeitet als KFZ-Meister und hat im Gegensatz zum Rest von uns selbst Eigeninitiative im Alter von 13 Jahren ergriffen, also kaufte er sich seine erste Gitarre und begann auf eigene Faust los zu rocken.
- Alterstechnisch seid Ihr ziemlich durchwachsen aufgestellt… Uwe zum Beispiel ist ja schon ein “altes Eisen”, mit Eddie habt Ihr aber auch einen “Frischling” mit an Bord. Wie gut funktioniert die Konstellation und wie hat sich das mit Eddie ergeben?
Der große Altersunterschied birgt viele Vorteile. Zum einen haben wir sehr viel gesammelte Erfahrung durch die älteren und standen zu Beginn nicht als blutige Anfänger auf der Bühne und zum anderen ergab sich dadurch eine ganz unterschiedliche Bandbreite musikalischer Einflüsse, da wir auf über 40 Jahre erlebte Musikgeschichte zugreifen können. Eddie kam durch einen verdammt glücklichen Zufall in die Band. Wir hatten unseren ersten Auftritt im März 2017 in Wendelstein und er war auch dort. Durch diverse Stagedives von Bierkästen von der Bühne und Dauerpogo vor der Bühne fiel er Uwe auf, der sich zu dem Zeitpunkt nicht mehr aufs singen, sondern nur noch auf die Gitarre konzentrieren wollte. Eine Woche später kam die Einladung zur Bandprobe und es stellte sich heraus: Eddie kann zwar nicht singen, aber schreien wie Dreckssau. Zwei Monate später gingen wir zu fünft auf die Bühne und haben das „Kopf und Kragen“ in Fürth abgerissen.
- Was sind Eure musikalischen Einflüsse?
Unsere musikalischen Einflüsse kann man eigentlich anhand der Genrebezeichnungen festmachen, die wir von den Leuten bekommen: Für manche machen wir Thrash Metal, für andere Metal-Punk und für wieder andere einfach nur Oldschool Metal. Wenn man unsere musikalischen Einflüsse runterbrechen wollen würde, müsste man eigentlich einmal die letzten 30 Jahren Musikgeschichte aufrollen.
- Haben Euch regionale Bands beeinflusst?
Vermutlich nicht, aber sicher kann man es nie sagen. Wenn Dir eine Band gefällt, bleibt das schonmal unterbewusst hängen, was sich natürlich auch in Deiner Musik widerspiegelt. Aber bewusst beeinflusst: nein.
- Ihr kommt ja aus einem ziemlich stark bespielten, hart umkämpften Metalgenre. Wie schwer war es für Euch im Underground-Bereich, vor allem im fränkischen Raum, Fuß zu fassen?
Da wir gleich zu Beginn eine relativ große Fanbase durch Freunde und Bekannte hatten, die auch jedes verdammte Mal wiederkamen, sprach sich NEEDLE schnell herum. Unsere energetische und psychopathische (nicht unsere Wortwahl) Liveshow war auch ein sehr großer Vorteil.
- Ihr seid viel unterwegs und bespielt auch sehr oft den fränkischen Heimatmarkt. Habt Ihr keine Angst davor, zu viele Gigs im Nürnberger Raum zu spielen bzw. zu überspielen? Wie steht Ihr zur (Über)präsenz mancher Bands in der Heimat?
Die Frage ist nicht wie oft man hier im Raum spielt, sondern wie oft man dieselbe Show präsentiert. Spielst du immer dieselben Lieder in derselben Reihenfolge, mit denselben Ansagen und derselben (langweiligen) Performance, wird man als Fan spätestens ab dem dritten Mal gelangweilt. Genauso verhält es sich mit den Bands, die man an dem Konzert mit im Line-Up hat. Man muss den Zuschauern immer eine Abwechslung präsentieren, eine Überraschung, neue Songs und zeigen: hey, Ihr kommt wieder für uns, also präsentieren wir Euch nicht dieselbe Show, die Ihr schon letztes Mal gesehen habt. Deswegen ist es schwierig, das so pauschal zu sagen. Aber eines kann man definitiv festhalten: werden die Gäste von Gig zu Gig immer weniger, könnte es ein starkes Anzeichen für eine Überpräsenz sein.
- Wie waren die Rezensionen auf Euer erstes Album? Wurden Eure Erwartungen erfüllt?
Die Rezensionen waren überwiegend sehr gut und ja, wir waren auch zufrieden damit. Trotzdem ist das kein Grund zu stagnieren, sondern fordert uns nur dazu auf, unseren Anspruch an uns selbst weiterzuentwickeln und Lieder zu schreiben, die die älteren Songs übertreffen.
- Was war Euer bisher größter und was Euer geilster Gig?
Da sind wir uns alle einig: Unsere Album-Releaseshow in der Nürnberger Luise, bei der wir vor über 200 zahlenden Gästen den Laden so was von abgerissen haben, man war das krass!
- Was kristallisierte sich bisher als Eure größte Enttäuschung hinsichtlich Besucherzahl und eigener Leistung heraus?
Die vermutlich größte Enttäuschung hatten wir in Burglengenfeld mit 15 Gästen, die alle nach der ersten Band gegangen sind, außer den beiden Fans, die mit uns hingefahren sind. Wir haben dann vor den Mitgliedern der beiden anderen Bands und den Mitarbeitern gespielt, die im hinteren Teil des Ladens gekifft haben. Trotzdem haben wir hinsichtlich unserer Leistung an dem Abend alles gegeben, denn egal, ob man vor zwei oder 200 Leuten spielt: Wer für NEEDLE zu einer Show kommt, bekommt das volle Programm (und erzählt danach hoffentlich all seinen Freunden, was sie verpasst haben). Letztendlich haben wir dann die gesammelten 75 Euro an die letzte Band gegeben, die für die Show knapp vier Stunden hergefahren ist. Die taten uns echt leid.
- Ihr habt ja schon mit sehr vielen Bands zusammengespielt. Wollt Ihr uns ein paar Geheimtipps mit auf den Weg geben, welche Band man unbedingt live gesehen haben muss?
Bei knapp 40 Auftritten sammeln sich da echt eine Menge an! Unsere Geheimtipps dabei sind unter anderem: BRLABL, A FEAST FOR CROWS, ENDLICH SCHLECHTE MUSIK, APRIL IN FLAMES, REVANCHIST und SOMNIUM CAPTARE (Knutschi an Euch!). Hoffentlich reißen uns die anderen Bands, mit denen wir gespielt haben, nicht bei nächster Gelegenheit den Kopf ab, wenn sie das Interview lesen.
- Inwiefern läuft bei Euch lokale, unbekannte Mukke Zuhause?
Das ist tatsächlich total unterschiedlich, zwischen sehr oft und kaum ist bei uns alles dabei. Es ist allerdings ziemlich faszinierend, dass man aufgrund der Aufnahmequalität und des Songwritings vielen unbekannten Bands ihren Underground-Status beim Hören nicht anmerkt.
- Eine Frage zur derzeitigen Corona-Lage. Wie geht Ihr damit als Band momentan um?
Es ist verdammt frustrierend. Unsere Bandproben finden gerade über Videochat statt. Wir können nicht mal einen neuen Bassisten zum Kennenlernen einladen. Zum jetzigen Zeitpunkt wurde ein Konzert und ein Open Air abgesagt, während zwei weitere Konzerte und ein Festival auch sehr stark auf der Kippe stehen. Natürlich ist es verdammt schade, aber wir freuen uns unheimlich darauf, wenn das Ganze vorbei ist und wir wieder voll auf die Kacke hauen können.
- Wie seht Ihr die regionale Musikszene? Was würdet Ihr Euch wünschen?
Die Szene ist verdammt geil. In Nürnberg ist alles vom ranzigsten Deutschpunk über virtuosesten Metal bis hin zum brutalsten Grindcore vertreten und das ist verdammt gut so. Der Wunsch ist natürlich groß, dass dieses Angebot auch mehr wahrgenommen werden würde vor allem von Leuten, die nur auf die großen Konzerte und Festivals gehen. Bands üben das ganze Jahr im Proberaum und dann sieht man sie teils vor nur 30 Leuten spielen, weil ja Underground für manche Menschen immer noch heißt „da spielen ja nur kleine Bands, die können ja nicht gut sein“. Für einen minimalen Eintritt und Bierpreise billiger als in den meisten Kneipen ist das wirklich sehr schade. In dem Sinne: SUPPORT YOUR LOCAL SCENE!
- Die Qual der Wahl:
- Ausverkaufte Homeshow oder halb volle Bude in einer anderen Stadt?
Da bevorzugen wir ganz klar die Hometown-Show.
- CD, MC, MP3 oder LP?
Sowohl CD als auch MP3. So angenehm Downloads und Streaming auch sind, aber eine CD seiner Lieblingsband auszupacken und in den Händen zu halten ist einfach ein tolles Gefühl.
- Ihr dürft einen Monat lang nur einen Künstler anhören. Wer wäre das?
Eddie: ENDLICH SCHLECHTE MUSIK
Frank: BEYOND THE BLACK
Uwe: IN FLAMES
Uli: MOTÖRHEAD
- Zum Abschluss: Was wolltet Ihr schon immer mal loswerden?
Es ist einfach unbeschreiblich schön, was für geile Fans wir haben. Tolle Menschen, die wir in den letzten Jahren kennengelernt haben und hoffentlich noch viele weitere, die wir noch kennenlernen werden. Ihr haltet die Szene am Leben!
Was wir auch außerdem schon lange einmal in einem Interview sagen wollten: ALPAKA MOTHERFUCKER!
Vielen Dank für Eure Zeit und das aufschlussreiche Interview!

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