
Interview mit
Von Ecki am 29. Juli 2020
Das Quibble ist seit Jahren einer der Anlaufpunkte für Newcomer-Konzerte. So haben auch wir hier unseren fulminanten Einstieg in die Underground-Szene gestartet. Aber das Quibble steht nicht nur für Musik. Als Jugendzentrum haben die Jungs und Mädels ein enorm breites Spektrum verschiedenster Aktivitäten anzubieten. Wir bleiben aber erst einmal beim Thema Musik und haben uns Michi, den Ansprechpartner Nummer Eins, für ein kleines Interview herausgepickt.
Hallo Michi! Erst einmal Danke für Deine Bereitschaft! Ich hoffe, Euch Allen geht es soweit gut?
Hallo Ecki! Ja, alles gut soweit bei uns… Soweit man das in diesen schwierigen und seltsamen Zeiten sagen kann . ?
- Um das alles hier besser verstehen zu können, stell doch bitte einmal Dich, Deine Einrichtung und Dein Team kurz vor.
Mein Name ist Michael Gerner und ich arbeite seit 2004 als Sozialpädagoge im JugendKinderKulturhaus Quibble. Das ist eine große stadtteilorientierte Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Nürnberger Südstadt, unter anderem mit folgenden Schwerpunkten:
- Offener Treff
- Zielgruppenarbeit (Schüler*innen, Kinder, Mädchen, etc.)
- Angebotsorientierte Maßnahmen (Sport, Werkstatt, Theater, Medien, etc.)
- Kultur- und Konzertbetrieb
- Mittagsbetreuung für Grundschüler*innen, Ganztagesbetreuung für Schüler*innen der 5.-9. Jahrgangsstufe, Qualikurs
- Kinder- und Jugendfreizeiten, Ferienprogramm
Einer meiner Arbeitsbereiche ist der Kulturbetrieb, was sich bei uns zum Großteil auf Konzerte bezieht. Daneben machen wir aber z.B. auch jedes Jahr einen Poetry Slam und (Impro-) Theaterveranstaltungen bei uns im Haus.
Insgesamt arbeiten im Quibble noch fünf weitere pädagogische Mitarbeiter*innen, ein Hausmeister, eine Reinigungskraft, sowie zahlreiche Praktis, Bufdis, Honis… da muss man sich erstmal zurechtfinden bei uns mit den ganzen Leuten und unterschiedlichsten Aufgaben und Bereichen. ?
- Wir haben ja mit unserer Konzertreihe den Startschuss bei Euch gelegt. Wie hat sich das ergeben und was hat Dich dazu bewegt, Scheppercore in Euer Programm mit aufzunehmen?
Uiuiui… das ist ja doch schon ne Weile her… aber ich krame mal in meinem Gedächtnis…
Ursprünglich war das als normales Konzert geplant… 3-4 Bands… gemeinsame Veranstaltung von den Bands und uns… schöner Abend, etc. … also business as usual sozusagen. An den Start einer überregionalen Konzertreihe, mit eigenem Merch (die Schepperbommel finde ich besonders hübsch…) uvm. hatte damals sicher keiner gedacht.
Der Name ist dann bei der Vorbesprechung entstanden. Es kam die übliche Frage nach dem “Titel” des Konzerts auf… “Hauptsache es scheppert!” war die Devise und schon war das Kind geboren. ?
Das ganze hatte dann eine erfolgreiche Premiere im Februar 2017 und aus diesem ersten Konzert heraus ist dann die Scheppercore-Reihe entstanden. Alles “do-it-yourself” in Reinform und diese großartige Eigenengagement aller Beteiligten haben wir dann im Quibble gerne unterstützt. Bis zum Ende des Jahres 2018 haben insgesamt sechs Scheppercore-Konzerte bei uns stattgefunden, bevor wir die erfolgreiche und schöne Zusammenarbeit dann gemeinsam beendet haben… um bei dem Bild zu bleiben – das Kind war flügge geworden und ging in die große, weite Welt! ?
- Ihr habt ja wahnsinnig viele Veranstaltungen im Haus. Normalerweise. Wie stark habt Ihr den Lockdown gespürt, wie geht Ihr mit dieser besonderen Situation um und inwiefern spürt Ihr die jetzigen Lockerungen?
Das ist eine komplexe Angelegenheit… und gar nicht so leicht zu beantworten…
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass bis einen Tag vor der 1. Runde der NN-Rockbühne, die am 13.03.2020 hätte stattfinden sollen, unklar war, ob die Veranstaltung abgesagt werden soll/kann/muss… die Lage war damals ja alles andere als übersichtlich und es gab noch viele Diskussionen in alle Richtungen.
Am 12.03. entschieden wir uns dann gemeinsam mit allen Beteiligten für die Absage, der 13.03. war dann der letzte reguläre Schultag vor den Schließungen und eine Woche später hatten wir die Ausgangsbeschränkungen in Bayern.
Das alles traf die Kinder- und Jugendarbeit natürlich sehr hart… unsere Einrichtung war komplett geschlossen.
Wir haben dann versucht, möglichst viele Angebote online zu gestalten, was uns teilweise auch gelungen ist, aber natürlich war und ist das kein adäquater Ersatz. Unsere Arbeit lebt von persönlichen Kontakten und die sind nun mal alle weggebrochen…
Mit jeder Lockerung haben wir das umgesetzt was möglich war und so sind wir Schritt für Schritt wieder in Richtung “eingeschränktem Normalbetrieb” unterwegs gewesen bzw. immer noch unterwegs.
Vergleichbar mit unserem normalen Alltag in der Zeit vor Corona ist das natürlich nicht und es ist auch nicht abzusehen, wann das wieder der Fall sein wird.
Für den Herbst sind wir nun auch vorsichtig dabei, kleinere Veranstaltungen zu planen, aber eine “richtiges” Rock/Metal/Punk/etc. – Konzert mit vollem Haus, Pogo und großer Party wird wohl noch länger warten müssen… ☹️
Insgesamt hat sich in den zurückliegenden Monaten nach meiner Einschätzung leider gezeigt, dass der “Wert” der Kinder- und Jugendarbeit für die Gesellschaft/Politik nicht sehr hoch eingeschätzt zu werden scheint – wir sind wohl NICHT systemrelevant genug…!
Wenn man sich anschaut, was alles gelockert wurde, was geöffnet wurde, was erlaubt wurde und wann die Jugendarbeit dann mal mit sehr vorsichtigen ersten Schritten dran war, kann man eigentlich kaum zu keinem anderen Schluss kommen.

Credits: Lifeline Photography
- Du kriegst das Kulturgeschehen ja sehr gut mit. Was hältst Du von der Nürnberger Musikszene? Fehlt Dir was bzw. was würdest Du gerne mal im Quibble begrüßen?
Leider fehlt mir ein bisschen der Blick über den Tellerrand um zu beurteilen, was mir bei der Nürnberger Musikszene fehlt und es wo anders gibt…
In den letzten Jahren hat die Zahl der jungen Nachwuchsbands nach meinem Gefühl insgesamt etwas abgenommen. Vom Genre her ist v.a. der Metal-Bereich in allen Facetten am stärksten vertreten, das merke ich auf jeden Fall von den Bandanfragen her.
Klagen hört man weiter über fehlende Bandübungsräume, aber das ist natürlich ein Klassiker. Mir persönlich fehlen leider immer noch Frauen-Bands… wobei da natürlich auch Jungs mitspielen dürfen. Aber die überwiegende Zahl aller Bandmitglieder ist einfach männlich und mir fehlt da doch der Glaube, dass das was mit dem Y-Chromosom zu tun hat… doch wohl mehr mit Sozialisation und immer noch vorhandenen Rollenbildern in unserer Gesellschaft und auch im Musikbereich.

Credits: Lifeline Photography
- Lass uns kurz noch einmal zum Thema Corona kommen. Wie schätzt Du die derzeitige Lage ein und welche Auswirkungen, glaubst Du, hat das auf die gesamte kreative Szene?
Nun ja… mit “sehr bescheiden” würde ich das Ganze wohl noch recht verharmlosen.
Bands/Theatergruppen etc., die monatelang nicht mal proben konnten… wegbrechende Auftrittsmöglichkeiten… finanzielle Einbußen (zumindest ab einem gewissen semi-professionellen Bereich)… fehlende Perspektiven…. große Unsicherheit… etc.
Wenn man mal ehrlich ist, dann kann ja wirklich keiner eine verlässliche Prognose darüber abgeben, wie sich die “Corona-Lage” in den nächsten Monaten entwickeln wird und zu welchen weiteren Maßnahmen es kommt bzw. wie lange gewisse Einschränkungen einfach noch erhalten bleiben.
Und da muss man schon befürchten, dass ein Teil der kreativen Szene zugrunde geht… aufhört… sich etwas anderes sucht…etc.
Das betrifft natürlich auch andere Bereiche, den Sport z.B. Wenn Kinder monatelang nicht trainieren können oder keinen Wettkampf/Spiele machen dürfen, also das, wofür man zum Großteil ja auch trainiert, dann werden da doch nicht wenige dem Sport verloren gehen fürchte ich….
Ich muss bzw. ich will natürlich an dieser Stelle schon noch sagen, dass ich nun auch keine perfekten Lösungen für den Umgang mit der Corona-Pandemie zu bieten hätte… Vieles ist vielleicht unvermeidlich… wer sich andere Länder und Zahlen anschaut, der muss schon sagen, dass wir in Deutschland bislang ja ganz gut durchgekommen sind, was die medizinische Situation betrifft. Aber dass es zumindest vorstellbar ist, dass wir in diesem Land einen sehr hohen sozialen, kulturellen, bildungsspezifischen und wirtschaftlichen Preis zahlen werden, liegt wohl im Bereich des Möglichen. … Ende offen…
- Was war das bisher absurdeste Erlebnis, das Du im Quibble miterlebt hast?
Es wurde mal eingebrochen im Quibble… sehr clevere Jungs…
Sie hatten anscheinend keine Taschenlampen dabei bzw. keine Handys, denn sie liefen mit Streichhölzern durch die Gegend, die dann im ganzen Haus verteilt lagen.
Woher wir das wissen? Weil sie mit einem angezündeten Streichholz vor dem Gesicht direkt in die Linse unserer Videokamera geglotzt haben – und damit gut sichtbar waren!
- Und was war das geschichtsträchtigste?
Sicherlich die Situation 2015, die ganze Flüchtlingsthematik. Wir haben uns damals recht klar positioniert und mit einem großen “Refugees Welcome”-Konzert mit vielen tollen Bands ein deutliches Zeichen gesetzt. Es war ein sehr schöner Abend mit einer bunten Mischung von Menschen, die ausgelassen und friedlich zusammen gefeiert haben. Nebenbei konnten wir mit den Einnahmen der Flüchtlingshilfe des BRK einen großen Betrag zukommen lassen.
- Ich habe hier einmal ein paar Shorts für Dich, da musste jetzt durch:
- Dein absolutes Lieblingsessen?
Nudeln in vielen Variationen…
- Dein absolutes Hass-Lebensmittel?
Morcheln…
- Deine Top 3 bei Musik, Autoren, Filmen?
Album: Bat Out of Hell von MEAT LOAF.
Autor: Tolkien.
Film: Das Leben des Brian.
- Vieles hat dieses Jahr nicht stattfinden können. Wie sehen Eure Pläne jetzt vorerst aus?
Wenn alles gut läuft und die Regularien es zulassen, dann werden wir bis Jahresende 3-4 kleiner Veranstaltungen haben… Unser Alltagsgeschäft hoffen wir ab Herbst erstmal einigermaßen “normal” laufen lassen zu können… Natürlich alles immer unter den jeweiligen Schutz- und Hygienevorschriften, die uns wohl noch länger begleiten werden.
- Noch einmal zurück zu Scheppercore. Du hast uns ja von Anfang an miterlebt. Wie lautet Deine Prognose für unsere Zukunft?
Prognosen sind ja immer so ne Sache. Wie gesagt… die Entwicklung von Scheppercore aus einem “kleinen” Konzert im Quibble zu einer (über-)regionalen Marke ist einfach beachtlich und war so sicher auch nicht vorauszusehen.
Aber ich denke wenn man sich die handelnden Personen so anschaut, dann wird es auf jeden Fall noch einige schöne Konzerte geben und die Sache nicht so schnell enden… Hauptsache es scheppert eben! ?
- Nun gut. Jetzt möchte ich aber von Deiner Erfahrung und Weisheit etwas Profit schlagen. ? Du hast schon so viele regionale und kleine Bands erlebt. Hast Du irgendwelche Favorites und wen würdest Du uns empfehlen wollen?
Oh… da tu ich mich jetzt etwas schwer… wenn ich einen Namen sage, dann hab ich Angst, dass ich gleichzeitig fünf anderen Bands nicht gerecht werden würde, die ich genauso toll gefunden habe…
Deswegen mein Appell: Liebe Leute… sobald man es darf… geht alle wieder auf Live-Konzerte – auch mal in kleineren Locations – und macht Euch selbst ein Bild von der Musikszene in und aus Nürnberg! Da gibts immer wieder viel Schönes zu entdecken… “Support Your Local Scene”…
Michi! Vielen herzlichen Dank noch einmal für Deine aufgebrachte Zeit und die tollen Antworten! Ganz zum Schluss hast Du jetzt noch die Möglichkeit, einmal zu sagen, was Du schon immer loswerden wolltest!
Bleibt gesund!
Vielen lieben Dank! Adee, bleib schee! Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!
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