
Interview mit
Von Krissi am 24. Juni 2020
Das E-Werk Erlangen ist seit Anfang 2018 treuer Supporter der Scheppercore-Konzerte. Gerade Veranstalterin Lorena Seipp war es, die maßgeblich an der Kooperation zwischen dem E-Werk und Scheppercore beteiligt war. Passend zum zweijährigen Jubiläum konnten wir Lorena exklusiv für einen informativen Scheppertalk gewinnen. Neben der momentanen Corona-Lage möchten wir vor allem über die kulturelle Wichtigkeit der lokalen (und überregionalen) Szene sprechen sowie einige Einblicke in das Veranstaltertum erfahren. Lorena engagiert sich außerdem bei der Musikinitiative und dem Musikblog “Sound Of My City”: auch hier werden wir im Laufe des Gesprächs ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.
- Hallo Lorena! Mega, dass Du uns heute Rede und Antwort stehst. Gleich vorab: wie sieht Dein Arbeitsalltag im Moment aus, welche Veränderungen konntet Ihr durch die Lockerungen möglicherweise schon erfahren?
Wir hatten durch die Lockerung, dass nun wieder Open Airs mit bis zu 100 Personen und Indoor-Veranstaltungen mit bis zu 50 Personen stattfinden können, die Möglichkeit den E-Werk Kultur-Biergarten zu öffnen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe “SommerSitz im E-Werk Garten” bieten wir Events von Comedy über Poetry Slams, DJ Sessions bis hin zu Konzerten an. Dabei setzen wir auf freien Eintritt und Spendenbasis, um Kultur für alle zugänglich zu machen.

Credits: Franziska Seipp
- Bleiben wir noch ein wenig bei diesem Thema. Gerade, weil die momentane Situation für alle von uns so neu erscheint und wir nicht wie gewohnt auf Reisen, Festivals oder Konzerte gehen können: wie sehr – meinst Du – wird sich die Gesellschaft gerade über den Wert von Kultur bewusst? Ihr hattet, ähnlich wie der Nürnberger Z-Bau, eine Plakatkampagne gestartet, die genau dieses Thema beleuchtet.
Ich hoffe, dass die Leute Kultur in all ihren Formen mehr Wertschätzung entgegen bringen und nichts mehr als selbstverständlich ansehen werden. Andererseits befürchte ich ein wenig, dass viele Menschen Probleme mit gedrängten Konzertmengen haben werden. Auf der anderen Seite zeichnet sich jetzt schon ab, dass die Leute “hungrig” sind und Lust haben wieder auszugehen.
- In Deinem Blogbeitrag ”Komm wir sagen alles ab“ bei Sound Of My City schreibst Du unter anderem über Streams und Autokonzerte und sprichst von einer “Brise im Vergleich zum Sturm einer echten Live-Veranstaltung”. Inwieweit denkst Du, dass man damit überhaupt etwas kompensieren kann und wie dramatisch schätzt Du die momentane Situation von “Touring Bands”, die auf Liveshows angewiesen sind, ein?
Die aktuelle Situation ist vor allem für Berufsmusiker*innen und privatwirtschaftliche Veranstaltende und daran gekoppelte Gewerke dramatisch. Ich denke nicht, dass durch Streaming und Spendensammlungen ansatzweise genug aufgefangen werden kann. Weder finanziell noch emotional.
- Du schreibst in Deinem Blogeintrag weiterhin Folgendes in Bezug auf Livekonzerte: “Dieses ‘bald’ wird kommen. Bald. […] Währenddessen bleibe ich auf Abstand und hoffe, dass du das auch tust.” Wie realistisch kann man im Biergarten oder bei Konzerten mit 50 Mann auf Abstand bleiben?
Bei bestuhlten Veranstaltungen funktioniert das tatsächlich gut, wenn auch mit erhöhtem Personalaufwand und hohen Kosten. Das hat unser Eröffnungswochenende gezeigt. Wie das in Zukunft im Moshpits aussehen soll, bleibt dagegen auch für mich spannend. Es wird Konzepte geben und in irgendeiner Form werden wir den Weg zur Normalität finden. Das Reeperbahn Festival scheint diesbezüglich ein maßgebender Vorläufer zu werden.
- Nun zurück zur “normalen Welt”: was hat Dich damals dazu bewegt, Scheppercore als sich wiederholende Konzertreihe ins E-Werk zu holen? Bekanntermaßen bist Du ja keine Vollblut-Metallerin und hast uns schon immer freien Lauf im Booking gelassen. ?
Ich finde das Engagement und die Eigeninitiative der Scheppercrew sehr gut, davon gibt es meiner Meinung nach leider zu wenig in der hiesigen Szene. Wenn ich aber merke, dass Co-VeranstalterInnen oder Bands sich so reinknien wie ihr, dann will ich die Türen dafür einfach öffnen und eine Bühne bieten. #diyordie
Außerdem geht es beim Booking nie um meinen persönlichen Geschmack und ich weiß die Energie und Versierheit die Metalkonzerten innewohnt zu schätzen.
- “Sound Of My City”: wie lange gibt es diesen Blog schon und was sind die Intentionen dahinter? Wie wichtig ist es, der lokalen Szene (genreunabhängig) Gehör zu verschaffen, tut das sonst keiner?
Die Idee war ursprünglich im Jahr 2014 ein Bandarchiv über lokale Bands zu schaffen. Da ich aber Spaß daran gefunden habe, über die lokale Szene und internationale Bands zu schreiben, hat sich das Ganze zu einem Musikblog entwickelt. In den letzten Jahren hat sich viel in der Region in Sachen Musikförderung getan: bei der Gründung gab es einige Strukturen noch nicht in der Form wie heute, z.B. gab es POP! ROT WEISS (Popularmusikförderung Mittelfranken) in 2014 noch nicht, heute ist die Förderung und Beratung, die dadurch geleistet wird, nicht mehr wegzudenken. Die Musikzentrale hat schon immer Musikförderung vorangetrieben, auch seit vielen Jahren zusammen mit dem E-Werk in Form des Proberaumzentrum Kraftwerks in Erlangen. Ein Fels in der Brandung sind auch definitiv die Lokalen Leidenschaften und Radio Z generell. Die vielen Venues und Jugendclubs geben auch genügend Spielmöglichkeiten. Fördermöglichkeiten gab und gibt es meiner Meinung nach ausreichend in der Region.
- Was wünscht Du Dir von den kommenden Monaten auch hinsichtlich behördlicher Vorgaben? Wie könnte es weitergehen, ab wann siehst Du Konzerte bis maximal 500 Besucher wieder realistisch kommen?
Das kommt ganz darauf an wie sich die Menschen verhalten: ich kann nur appellieren sich an die jeweils aktuellen Regeln (Abstand/Hygiene) zu halten, um eine zweite Infektions-Welle zu verhindern. Wann wieder so viele Menschen zusammenkommen können, wird sich zeigen. Vermutlich erst 2021. Es wäre hilfreich, wenn es einen klaren Fahrplan geben würde auf dessen Basis man planen kann. Die aktuelle Kurzfristigkeit der Änderungen ist sehr anstrengend für das Planen eines Veranstaltungprogramms.
- Vielen Dank für das informative Interview! Möchtest Du noch etwas loswerden, das Dir persönlich wichtig ist?
Bleibt gesund und haltet jetzt Abstand! Auf dass wir uns baldmöglichst wieder vor der Bühne im Moshpit treffen können.
E-Werk Erlangen
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