
Interview mit
Von Krissi am 2. Juli 2020
Der Z-Bau ist seit eineinhalb Jahren treuer Supporter unserer Konzertreihe, im Februar 2019 konnten wir die erste Show im “Roter Salon” starten. Seither möchten wir diese Zusammenarbeit auch nicht mehr missen und freuen uns umso mehr, dass wir am 11. Juli 2020 den ersten Scheppercore-Biergarten im Z-Bau starten können! Andi Wallner (Programmleitung, Booking, stellv. Geschäftsführung) hat sich bereiterklärt, uns ein paar Fragen hinsichtlich der momentanen Situation, seiner Einschätzung für die kommenden Monate und der Veranstaltungsbranche allgemein zu beantworten.
- Servus Andi! Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, um ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. Lass und doch direkt starten: sind die meisten Z-Bau-Mitarbeiter noch im Homeoffice oder wie organisiert Ihr Euch momentan?
Unser Team ist, dort wo es gesetzlich möglich ist, in Kurzarbeit, das heißt der Betrieb ist auch in der Verwaltung und Planung sehr heruntergefahren. Im Regelfall sind die Leute aus dem Tagesgeschäft, also aus den Büros, im Homeoffice und kommen nur ab und an in den Z-Bau. Unser Infobüro ist eher sporadisch belegt, es gibt aber auch einige, die dennoch hier nach wie vor ihren Arbeitsplatz haben, z.B. die ganze Abteilung Gebäudemanagement.
Da wir jetzt den Biergarten wieder offen haben, können wir auch wieder einen Teil unserer Gastrokräfte zumindest ein wenig beschäftigen. Im Nordgarten beginnt auch wieder der dortig aktive ehrenamtliche Arbeitskreis sich zu treffen und zu planen. Nach wie vor wollen wir aber nichts überstürzen. Solange die Arbeit digital gut funktioniert, wollen wir das auch beibehalten.
- Der Start des Biergartens am 25.06.2020 war offensichtlich ein voller Erfolg! Erzähl doch bitte mal: wie lief der erste Tag ab und was müssen Interessierte wissen, wenn sie den Biergarten besuchen wollen?
Das gesamte erste erweiterte Wochenende war super, die Wetterbedingungen waren auch zum größten Teil gut und wir haben uns sehr viel Mühe mit dem Biergarten gegeben: von einer festen Überdachung bis hin zu viel mehr Grün haben wir uns sehr ins Zeug gelegt. Die Fläche des Biergartens haben wir auf den gesamten Innenhof erweitert, sodass die Abstandsregelungen gut eingehalten werden können. Zeitgleich ist dieser Bereich auch eingezäunt, da wir an der Einlasskontrolle Personen zählen, Kontaktdaten aufnehmen und auch deutlich wird, dass ein Mund-Nasenschutz Pflicht ist. Früh kommen ist die Devise, da wir nur begrenzt Leute reinlassen können und wir schon den ein oder anderen Einlassstopp hatten.
Es gibt eine Telefonnummer, bei der man aber immer anfragen kann, ob aktuell noch Plätze frei sind (0911-433492-22). Wir nehmen diese Auflagen sehr ernst und gewissenhaft, da wir uns alle bewusst sind, dass wir nach wie vor sehr behutsam sein müssen. Im Rahmen dieser Bestimmungen glaube ich, dass wir eine schöne Wohlfühloase mit sehr unterschiedlichem Programm gezaubert haben. Glücklich sind wir über den Zuspruch, den wir erfahren und hoffen auch, dass das so bleibt, denn der Material- und Personlaufwand ist natürlich viel höher als normal.
- Gibt es neben dem Biergarten noch weitere Aktionen, Veranstaltungen oder Aktivitäten, die Ihr bereits wieder aufnehmen konntet?
Nach und nach wird es wie gewohnt einzelne Aktionen geben, von Tischtennis bis Bingo über Bar-Djing, kleinere Livekonzerte, der Fahrradflohmarkt wird wieder kommen und ja, auch einen Scheppercore-Stammtisch. Auch hier tasten wir uns behutsam voran.
Ob wir auch kostenpflichtige Konzerte im Außenbereich umsetzen und organisieren können, kann ich bisher noch nicht sicher sagen. Wollen auf alle Fälle.
- Was meinst Du: wie könnten die kommenden Monate in der Veranstaltungsbranche aussehen? Ich kann mir persönlich nur schwer vorstellen, dass wir in der nahen Zukunft wieder zu einer Art “alten Welt” zurückkehren. Vielmehr glaube ich, dass sich die gesamte Branche nachhaltig verändern wird. Anmeldungen, ein verpflichtender Vorverkauf und entsprechend mehr Planung könnten zum Alltag werden. Wie siehst Du das?
Als im Frühjahr eine Prognose aus den USA veröffentlicht wurde, dass erst der Impfstoff und damit vielleicht erst der Herbst 2021 eine Normalität bringen könnte, haben alle schockiert gelacht. Je mehr Zeit ins Land geht, je mehr Rückschläge und je größer die Verharmlosung dieser Pandemie, desto realistischer ist dieses Horrorszenario. Ich kann mir keine zufriedenstellende Form von Konzerten vorstellen, die im Rahmen von den aktuell bestehenden Hygienemaßnahmen durchgeführt werden kann. Zumindest nicht für einzelne Szenen, wo es genau um Nähe und um Bewegung geht. Angst hab ich auch vor der Branchenveränderung selbst, davor, dass Investoren und Sponsoren sich Läden, Labels, Agenturen etc. einverleiben. Oder davor, dass irgendwelche komischen Vermarktungsmodelle auftauchen, die mit der Corona-Begründung die Musikbranche noch weiter kommerziell auspressen. Angst hab ich auch davor, dass gerade Überseebands anders planen und eben nicht mehr oder zumindest eine ganze Weile lang nicht in Nürnberg halt machen. Und die größte Angst ist, dass tatsächlich Läden schließen müssen oder Unternehmer und Selbstständige in dem Bereich aufgeben müssen. Zuversichtlich bin ich hingegen, dass sich gerade Subkulturen und privaten Initiativen, Kollektive und ehrenamtliche Organisationen nicht unterkriegen lassen. Und ich hoffe auf einen nachhaltigen, positiven Solidaritätseffekt in der Szene und zwar zwischen allen Beteiligten. Von Künstler*innen über Agenturen zu Techniker*innen, Orten und natürlich Gästen.

Credits: Simeon Johnke
- Jetzt aber etwas zum Auflockern, ist ja schon schwer genug momentan. ? Wie ist denn Deine Beziehung zum Metal-Genre allgemein, verstehst Du, was diese langhaarigen Bombenleger da eigentlich tun? In welchen Genres bist Du zuhause?
Ich bin kein originärer Metal-Hörer, wenn Du das meinst. Ich find Sachen ganz schrecklich und Sachen spitzenmäßig und das aber in allen Genres. Und natürlich hab ich hier auch zuhause einen Plattenschrank, der aber tatsächlich sowohl Technoplatten als auch Punk, italienischen Schlager, Afro-Funk und Indiequatsch enthält. Tatsächlich aber keine Metalplatte. Allerdings – man mag es nicht glauben – ich war mal vor vielen, vielen Jahren in der Mittelalterszene aktiv und da gibt es ja durchaus Überschneidungen mit der Metalszene. Livemusik funktioniert sowieso anders: da schau ich mir viel an und dementsprechend auch gerne ab und an Metalkonzerte.
Und die Szene an sich: fishing for compliments, ich glaub das ist allen bewusst, wie toll die Metalszene ist. Was ich beim Metal, wie auch in vielen allen anderen Genres, nicht verstehen kann, ist dass es auch hier Menschen gibt, denen Weltoffenheit, Toleranz und eine humanistische Haltung abgehen. Stichwort NSBM (National Socialist Black Metal) z.B. Ich finde, hier muss man entschieden die eigene Szene sauber halten und konsequent gegen rechte, diskriminierende, gewaltverherrlichende Bands und Personen vorgehen. Wir versuchen alle Bands, die hier spielen, auf unser Leitbild zu checken, bekommen hier auch ehrenamtlich Hilfe von Szenekenner*innen. Musik, Künstler*innen, Kultur und Kunst haben durch die Öffentlichkeit und die gesellschaftliche Relevanz immer auch eine politische Dimension. Die Phrase “Techno/Rap/Metal ist unpolitisch” als Ausrede für inhaltliche Scheiße können wir nicht zählen lassen. Gottseidank sind das Ausnahmen. Eure Crew veranstaltet ja gerade hier, weil ihr Euch damit identifiziert. So soll es sein.
- Kommen wir kurz zur Plakatkampagne des Z-Bau: “Gegenwartskultur: nice to have oder gesellschaftlich relevant?” Wie auch das E-Werk Erlangen hat der Z-Bau ein Statement gesetzt. Welche Resonanz habt Ihr seitens Privatpersonen und auch der Politik bekommen?
Das ist natürlich sehr polemisch geschrieben, ich denke über die Relevanz müssen wir nicht reden. Der Z-Bau ist ein großes Haus, wir haben die Aufgabe nicht nur Freiräume zu schaffen, sondern auch Haltung zu zeigen. Der Spagat ist oft schwer, aber machbar. Zum Plakat an sich: aus der Politik hat sich niemand gemeldet und auf Insta und Facebook gibts viele Likes. Ich denke also in unserer Blase stimmen uns alle zu. Ich hoff doch auch, dass wir damit die ein oder andere Z-Bau-fremde Person auch sensibilisieren.
- Was denkst Du über die regionale (Underground-)Szene? Genre-Unterschiede beiseite: wie lebendig siehst Du unsere Region, gibt es genügend Möglichkeiten, sich auszuleben und wo wünschst Du Dir noch Verbesserung?
Nürnberg ist nicht Leipzig und für die Größe der Stadt und ihre Reichweite wünschte ich mir persönlich noch mehr Varianz. Nürnberg ist aber auch deshalb nicht Leipzig, weil es kaum Platz gibt, zu wenig Proberäume, zu wenig Ateliers, zu wenig verfügbare Open-Air-Plätze. Die Möglichkeit etwas zu tun, also etwas zu veranstalten oder in einem Raum zu proben, ist ja die Voraussetzung dafür, dass eine Szene leben kann. Das tut sie natürlich auch an vielen tollen Orten und da gibt es wirklich wahnsinnige Menschen und Output – aber ich glaube es könnte noch viel mehr sein, wenn es den Raum dafür gäbe. Auf unsere sieben Musikräume haben sich 150 Leute beworben und leider zu oft müssen wir Menschen absagen, die hier etwas veranstalten wollen, weil wir zu voll sind. Ich sag also: mehr Raum, damit sich Kulturschaffende ausbreiten können.
- Vielen Dank für Deine aufgebrachte Zeit, lieber Andi! Wenn Du noch etwas loswerden möchtest, hast Du hier die Gelegenheit dazu:
Ich will Euch stellvertretend Danke sagen für all die ehrenamtlichen und non-profit-Strukturen, die den allergrößten Teil des subkulturellen Lebens hier ausmachen. Es macht uns als Z-Bau-Team sehr viel Spaß, genau mit solchen Menschen zusammen Dinge auf die Beine zu stellen. Ich hoffe diejenigen, die so etwas machen, sind nach der Krise immer noch am Start und beleben das komatöse Kulturleben wieder. Denn andersherum zur These oben: was bringt dann der Raum, wenn es die Inhalte nicht mehr gibt?
Z-Bau Nürnberg
Beitrag teilen
Hier gibt’s Merch
Weitere News


Scheppertalk mit Farthest Outpost

Scheppertalk mit Lorena Seipp

Scheppercore-Biergarten am 11.07.2020

Neues Musikvideo von Kevin

Neues Musikvideo von Devilizer

Neues Musikvideo von Kafkaesque

Neues Musikvideo von Bury Me Alive

Scheppertalk mit Blut und Tod

Scheppertalk mit Arise From The Fallen

Scheppertalk mit Anchorage

Scheppercooking #2 – Kässpätzletoast

Kristina bei Radio Z/Lokale Leidenschaften

Scheppertalk mit Hein Hart

Scheppertalk mit Knockout Concept

Scheppertalk mit Revanchist

Schepper-Mediatalk mit Torrential Rain zu “Home Alone”

Scheppertalk mit Sandy Sahne

Scheppertalk mit April In Flames

Scheppercooking #1 – Scheppercore-Reste-Fix

Scheppertalk mit Pesterous Mind

Scheppertalk mit Defy The Laws Of Tradition

Inter(n)view Schepperteam

Scheppertalk mit Grasser Production

Scheppertalk mit Needle

Scheppertalk mit Tragedy Of Mine

Neues Musikvideo von Torrential Rain

Scheppertalk mit Impvlse

Scheppertalk mit Somnium Captare

Scheppertalk mit DarkSiffler

Kafkaesque bei Radio Gong 97.1 Nürnberg

Scheppertalk mit Meloco

Spotify
